Der Regiseur über Romeo & Julia

Frank Landua

„Romeo & Julia“, auf unzähligen Bühnen in unterschiedlichsten Interpretationen inszeniert und auch inhaltlich jedem Theaterbesucher bekannt. Was erwartet den Zuschauer im Klosterhof Langenzenn?

Zunächst einmal habe ich mich gefragt, was für mich persönlich und für das Ensemble der Klosterhofspiele relevant ist. Warum mache ich Romeo & Julia im Klosterhof? Weil mich zwei Aspekte besonders interessieren und gerade heute wieder besonders bewegen: Das Recht auf freie Selbstbestimmung und dieses Recht unter dem Aspekt des Generationenwechsels im kulturellen/religiösen Kontext. Natürlich ist dieser Shakespeare eine, wenn nicht die Liebestragödie der Weltliteratur, aber das Motiv des Menschen, der nicht frei über sich und seine Zukunft bestimmen kann, ist auch ohne diese konkrete Liebesbeziehung allgegenwärtig. Wir brauchen nicht einmal aus unserem Kulturkreis herauszugehen und über die Fälle des sogenannten „Ehrenmord“ sprechen, die uns in der Presse begegnen. Vor unserer eigenen Haustür, in unseren eigenen Familien, ist der Keim der „Sippenhaft“ gesät. Ich selbst komme aus einer ländlichen Umgebung. Dass sich Familien von anderen Familien abgrenzen bis zu Nachbarschaftsstreitigkeiten und Verleumdungen, ist Alltag. Und dass die Kinder „verfeindeter“ Familien nicht miteinander spielen dürfen, geschweige denn Liebesbeziehungen eingehen sollen, ist mir zumindest sehr bekannt. Ein weiterer Aspekt, der mich bewegt, ist die Schuldfrage. Hat hier jemand Schuld und hat der Tod der Liebenden einen Sinn? Bezüglich der zweiten Teilfrage kann ich nur engagiert entgegnen, nein, dieser Tod hat keinen Sinn. Er ist Unsinn und muss es bleiben. Deshalb wird es in meiner Inszenierung auch keine Versöhnung der Capulets mit den Montagues geben. Die Verantwortung der Generation der Eltern steht hier für mich am Pranger. Eine Generation, die nicht auf Veränderung eingeht, die den Weg für die Kinder nicht ebnet, sondern verstellt, macht keinen Sinn. Aus meiner tiefen, persönlichen Überzeugung habe ich natürlich als Mensch das Recht auf freie Selbstbestimmung. Sobald ich aber frei und selbst bestimme, dass ich ein Kind in die Welt setze, verzichte ich aus freien Stücken auf das Prädikat frei. Wenn ich durch meine Entscheidung mein Kind in den Suizid stürze, habe ich versagt.

In meiner Bearbeitung von Romeo & Julia spielt das sogenannte Schicksal aktiv mit. Es hätte nicht zum tragischen Ende kommen müssen. Eine Flucht wäre möglich gewesen, ist sogar geplant. Hätte der Trank nicht so lange gewirkt, hätten die Liebenden fliehen können. Hätte, wäre, wenn; Shakespeare lässt das Schicksal durch die Umstände entscheiden. Gerade musikalisch und choreografisch werden wir diesem Aspekt Raum geben, das Schicksal zu Wort kommen lassen und handelnde Figuren, durch das Schicksal oder unter dem Einfluss des Schicksals sprechen lassen.

In anrührenden Szenen, durchaus mit tragikomischen Elementen werden wir der Annäherung der Liebenden folgen. Fesselnde emotionale Ausbrüche und Auseinandersetzungen bis hin zum tödlichen Schwertkampf erhöhen die Herzfrequenz. Ein vielschichtiges Erleben des berühmten Klassikers, das darf erwartet werden.

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